Christa Wolfs Erzählung »Leibhaftig« als Hörbuch – eine ungekürzte Autorinnenlesung aus einer Produktion des DLR
Eine todkranke Patientin erlebt, wie ein Ärzteteam daran scheitert, sie mit schulmedizinischen Methoden zu heilen. Unter Verwendung autobiografischen Materials erzählt Wolf in ihrer Erzählung »Leibhaftig« mitreißend und schwarzhumorig von den Qualen eines Krankenhausaufenthalts in der Endzeit der DDR. Das Hörbuch dieser ungekürzten Autorinnenlesung des DLR ist bei Der Audio Verlag auf 1 mp3-CD erschienen.
Krankheit als Metapher
Einmal mehr werden in »Leibhaftig« bekannte Sujets aus Wolfs Werk offenkundig: Der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft und die Krankheit als Metapher für die Zumutungen eines Systems. Nicht nur die namenlose Ostberliner Autorin, sondern gleichfalls der Staat sind schwer beschädigt. Der Bewusstseinsstrom aus Fieberfantasien und Erinnerungen mündet in eine Abrechnung mit der DDR, deren Erkenntnisgewinn zur medizinischen Rettung der Patientin führt.
Das Dokument aus der Spätzeit eines zerfallenden Staates als Autorinnenlesung bei DAV
Als Christa Wolf 2002 nach jahrelangem Schweigen die Erzählung »Leibhaftig« veröffentlichte, kam es bei der ersten Lesung zu einem Massenansturm. Die ungekürzte Autorinnenlesung in einer Produktion des DLR von 2002 ermöglicht einen Zugang zur Interpretation der Autorin selbst und verleiht diesem Hörbuch eine große Unmittelbarkeit.